
ich könnte es mir sehr einfach machen und feststellen, dass Doktor Faustus ein quälend langweiliger Schinken voll von Pappkameraden ist, die hereingeschoben werden, um hochtrabend-blasierte Diskurse zu Philosophie, Geschichte, Musik – vor allem Musik – zu führen und dann auf nimmer wiedersehen herausgeschoben werden.
Denn die bloße Handlung dieser Variation des Faust-Stoffes rechtfertigt ihre fast 700 Seiten nicht annähernd. Es wird geredet, philosophiert, es werden Teilnehmer noch eines und noch eines Herrensalons eingeführt, die dann reden und philosophieren, dass einem der Kopf schwirrt.
Aber natürlich täte ich diesem Alterswerk Thomas Manns damit unrecht. Denn auch mir als unbedarftem Leser verschloss sich nicht vollständig, dass es sich wohl um einen Gesellschaftsroman handelt, um eine Reflexion auf Kunst und Künstler, um eine Allegorie auf den Nationalsozialismus, wenn auch eine fragwürdige, denn die Nazis kamen nun nicht über die Deutschen, wie der Teufel über Faust.
Das steckt da sicher alles irgendwo drin; dass es aber nicht einfach zu entschlüsseln ist, darauf verweist immerhin die Sekundärliteratur Die Entstehung des Doktor Faustus vom selben Autor, gewissermaßen der Roman zum Roman, heute würde man vielleicht Making Of sagen. Und werde ich das auch noch lesen? Ich fürchte ja …
Eine Antwort zu “Thomas Mann – Dr. Faustus”
Thomas Mann – Dr. Faustus: wolfwitte.blog