Ian McDonald – Luna


Ich schätze es, wenn Science Fiction ökonomisch fundiert ist. Nicht einfach nur durchs Weltall düsen, weil man es kann und Planeten besiedeln, weil’s da so schön ist und Sternenreiche unterhalten, weil die halt Klingonen doof sind, sondern weil es die Sachzwänge von Knappheit und Märkten eben erfordern. Das mag ich. Machen aber nicht viele.

Luna, Ian McDonalds Auftakt seiner Mondtrilogie, treibt die Ökonomie hingegen bis zum kryptokapitalistischen Exzess, wo jeder Mondbewohner sein Pensum an Luft, Wasser und Daten permanent ins Blickfeld projiziert bekommt. Besiedelt wurde der Erdmond wegen seiner Rohstoffe und die Leute suchen allen widrigen Umständen zum Trotz dort Arbeit, weil sie auf der Erde keine derart gut bezahlte finden. Das ist auf seine brachiale Art schon alles ziemlich toll.

Zugleich ist Luna eine äußerst realistische Near Future-Scifi, an der nahezu nichts vollkommen abwegig wirkt. Städte, Magnetschwebebahnen auf dem Mond? Wenn wir Maschinen hinschicken, die sie uns ausgraben und hinbauen, warum nicht?

Wovon Luna aber handelt, ist das gesellschaftliche Leben auf dem Mond, und das fordert dem Leser bedeutend mehr ab, als das technologische World Building. Besiedelt und erschlossen wurde unser Trabant nämlich von fünf Familien, die jeweils aus Russland, China, Australien, Ghana und Brasilien stammen. Das ist zwar kulturell angenehm breit gestreut und lässt Europa und Nordamerika erfreulicherweise komplett beiseite, wirkt aber leider auch nicht besonders plausibel.

Vor allem muss es sich aber den inzwischen eher unrühmlichen Game of Thrones-Vergleich gefallen lassen, denn die verschiedenen Herkünfte der Familien dienen vor allem dazu, sie mit ihren jeweiligen kulturellen Eigenheiten auszuschmücken. So manches mal fühlte ich mich aber auch an Dune erinnert und sogar an den alten Heinlein-Schinken The Moon is a harsh Mistress.

Das alles ist aber immer noch nur World Building. Worum geht es in Luna also? Nun, natürlich ums Geschäft, und zwar unter den Wild West-Bedingungen, die auf dem Mond herrschen, Politik durch Eheschließungen (und zwar per ‚Ehe für alle‘, so man dies will), eine Unabhängigkeitsbewegung, KIs, Intrigen. Und wenn das in den nachfolgenden Bänden alles etwas zackiger erzählt wird, wird Luna eine exzellente Trilogie sein.

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